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Ektoplasma – Was ist das?

Einer Nielsen Ektoplasma

Beitragsbild (s.o.): Berühmte Aufnahme einer Sitzung mit dem weltbekannten dänischen Materialisationsmedium Einer Nielsen, der neben Teilmaterialisationen aus Ektoplasma wie dieser während seiner Karriere 20.000 sogenannte Voll-Phantome, gänzlich materialisierte ‚Geister‘, medial erschaffen haben soll. Auf diesem Foto kommunizieren die ‚Spirits/Geister‘, indem sie einen Stift mittels Ektoplasma führen und so ein Schriftstück erstellen.

Als Ektoplasma noch „Spirit-Cloth“ (Geister-Kleidung) genannt wurde

In der Zeit des Amerikanischen Siedlertums begann die größte und am weitesten verbreitete spirituelle Bewegung der Westlichen Welt. Und nahm bis heute dort ihren Lauf. Es waren die Geschehnisse 1848 im Hause der Familie Fox, die den Startschuss für die Bewegung gaben. In deren Haushalt kommunizierten das erste Mal (zumindest in der offiziellen Version, im Hause Davenport nämlich begannen die Erscheinungen bereits 1846) im bereits aufgeklärten Westen Menschen mit „Spirits“. Diese ersten Begebenheiten waren begleitet von einem starken physikalischen Phänomen, nämlich Klopfgeräuschen, über die die Geister offensichtlich kommunizierten. Zwar trat hier noch kein Ektoplasma auf, aber die Verbindung mit den geheimnisvollen Klopfgeräuschen führten zu einer intensiven Presse-Resonanz. Es wurde landauf, landab über die Vorfälle berichtet, die einen großen Eindruck auf die Leser hinterließen.

Innerhalb der folgenden Jahre bildete sich daraufhin eine mediumistisch-spiritualistische Bewegung. Und sehr bald gehörten ihr Tausende sogenannte „Medien“ an, die überall als „Mittler“ zwischen den – im Westen neu entdeckten – Geister-Welten fungierten und durch deren Beteiligung die Geister ihr Dasein und ihre Anliegen auf unterschiedliche Weise kund taten. Dabei traten in der Folgezeit neben Klopfgeräuschen eine Vielzahl weiterer physikalischer Phänomene derart regelmäßig auf und wurden von immer verlässlicheren Zeugen beobachtet und beschrieben, dass sehr bald die Wissenschaft sich für die Erscheinungen zu interessieren begann. Dazu zählten neben den bekannten „extrasensorischen“ (außersinnlichen) oder „mentalen“ medialen Phänomenen die Fernbewegung, die (Auto-)Levitation (Erhebung v.Gegenständen oder des Mediums), die Durchdringung von Materie, Ektoplasma und die Materialisation.

Materialisationen

Mit „Materialisationen“ war gewöhnlich das graduell sehr unterschiedliche „verstofflichte“ Auftreten der Geister gemeint.  In Séancen spürte und sah man plötzlich Hände und handartige Formen. Man wurde berührt und ganze Geister zeigten sich „materialisiert“ in den Anrufungs-Zeremonien dieser jungen Bewegung. In den Séanceräumen der Séancen des Westens. Sehr bald begann dieser „Stoff“, aus dem die Geister gebaut, aber auch umhüllt zu sein schienen, das spätere Ektoplasma, ein Mittelpunkt des aufflammenden Interesses zu werden.

Bereits in den frühesten Séancen der 1860er Jahre trat eine Substanz ähnliche Erscheinung auf, die man einfach „spirit cloth“, Geisterstoff (im Sinne eines Kleidungstoffes), nannte und die rätselhafte Eigenschaften aufwies. Große Mengen des Materials traten um die Medien herum auf und vergrößerten und verkleinerten sich nach Belieben. Manchmal schien es geradezu aus ihren Körpern heraus zu fließen. Manchmal waren die Erscheinungen nebelhaft, manchmal aber auch wie Gaze, insbesondere wenn die auftretenden „spirits“ sich damit umhüllten.

Eine Sitzung mit einem frühen englischen Medium, wohin die Bewegung in den 1870er Jahren gelangte, beschrieb ein Beobachter so: „Mit einer seltsamen Gebärde bringt das Medium plötzlich unter seinem Morgenrock eine seltsame Masse hervor. Neben dem Sessel, auf dem es sitzt, sinkt sie zuerst zu Boden und wächst dann zu einer Säule an und die langsam von rechts nach links schwankt. Mit einer weiteren Bewegung wird aus der Säule plötzlich eine lebendige Gestalt, die sofort auf die Anwesenden zuläuft und sich zu ihnen an den Tisch setzt. Es handelt sich dabei um den „child guide“ (kindlicher Geistführer) des Mediums. Es ist ein elfjähriger Junge, der jetzt, immer noch in dieses seltsame weiße Musselin (weisse Leinenart) gehüllt mit uns am Tisch aufgeregt das weitere Geschehen verfolgt…!“ (aus Farmers „Twixt two Worlds“, 1874, Medium William Eglinton).

William Eglinton

Das englische Medium William Eglinton in einer frühen Phase seiner experimentellen Geister-Materialisation.

Die junge Parapsychologie

Mit der Etablierung einer neuen interdisziplinären (mehrere Wissenschafts-Richtungen beteiligt) Wissenschaft, die diesen Phänomenen und den teilweise unglaublichen Berichten über die außerordentlichsten Manifestationen der neuen Medien auf den Grund gehen sollte, wendete man sich nun mit vereinten Kräften auch dem Nachweis dieser Substanz zu. Die junge Parapsychologie – oder Parapsychophysik – war geboren. Der russische Staatsrat zu Berlin, Alexander Aksakov, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine umfassende Abhandlung über das Auftreten von Materialisationen in den ersten 30 Jahren der Bewegung in den USA verfasst. Mit genauen Quellenverweisen beschreibt er die „Verstofflichung“ ganzer Geistgestalten in vielen frühen nord-amerikanischen Séancen – teilweise von sehr kritischen Beobachtern bezeugt.

Sein Buch „Animismus und Spiritismus“ war auch ein Vorläufer seiner eigenen Arbeit mit dem englischen Materialisationsmedium Elizabeth Hope (d“Esperance) in Göteburg, Schweden. Aksakov war in der Lage, wie schon zuvor der Nobelpreisträger und Entdecker des Thalliums, Wegbereiter des Modernen Fernseh-Zeitalters, William Crookes, medial erzeugte verstofflichte Wesen zu fotografieren. Die ersten objektiven Nachweise für deren Wirklichkeit wurden so angeführt. Er konnte mit Hope vielfach die materialisierten Geister gleichzeitig mit dem Medium und andere spektakuläre Phänomene auf Zelluloid bannen (Licht und Schatten, E.d“Ésperance 1886).

Erste Spirit Fotografie

Erstes von Prof. Crookes erstelltes Foto einer Spirit-Erscheinung mit Medium Florence Cook

Ektoplasma und Teleplasma

1905 folgte der französische Physiker und Nobelpreisträger Charles Richet, gemeinsam mit Gabriel Delanne, einer Einladung nach Algier. Die Frau des bekannten französischen Generals Noel hatte zu diesem Zeitpunkt bereits im zweiten Jahr ihre Erlebnisse mit einem jungen Medium veröffentlicht. Richets daraufhin folgende Beobachtungen in der „Villa Carmen“ wurden zur parapsychologischen Geschichte. In einem Gartenpavillon extra angefertigten Séanceraum experimentierte man mit einer Persönlichkeit, die die kommenden 20 Jahre die Gelehrten Europas in Atem halten sollte, Marthe Béraud (später Eva C./Eva Carriere).

Die Verlobte des Sohnes der Familie Noel brachte unglaubliche Manifestationen zustande. Während sie im Kabinett für alle sichtbar Platz genommen hatte, entfesselte sich das Mysterienspiel der „Geistermaterialisation“. Das Kabinett ist ein abgetrennter Bereich des Séanceraums, der zum Aufladen ätherischer Energien dient. Teilweise aus dem Boden wuchsen spontan sich bildende Gestalten herauf und waren gehüllt in große Massen eines weißen Materials. Richet beobachtete dieses sich in einer Art und Weise fortbewegend, wie er es von Zellplasma in der Mikrobiologie unter dem Mikroskop kannte. Wenn unter dem Vergrößerungsglas Zellen agieren, miteinander Verbindungen eingehen, verschmelzen und bei der Zellteilung sich wieder aufteilen, treten Bewegungsmuster auf, die Richet im Séanceraum wiedererkannte.

Die weiße Masse im Umfeld der medialen Prozesse in Algier bewegte sich über den Boden und agierte gerade so, wie es die Zellen in der Mikrobiologie taten. Um die Realität der experimentellen Geistererscheinungen noch besser belegen zu können führten Richet und Delanne mit dem von Marthe materialisierten Brahmanen „Bien Boa“ sogar den Baryt-Atemtest (chemischer Test für Kohlenmonoxyd) durch. Prof. Crookes hatte ähnliches zuvor mit der experimentellen Geister-Gestalt „Katie King“ getan (Pulsmessung). Prof. de Goes später mit materialisierten Geistwesen des Mediums Carlos Mirabelli (z. B. die ärztliche Untersuchung eines materialisierten Mädchens). Ab 1906 galt dann der Begriff „Ektoplasma“ von Richet in die parapsychologische Diskussion eingeführt (zeitweise auch „Teleplasma“). Das aus der Mikrobiologie stammende Wort bedeutet „das sich im Außen Formende“. Es war von nun an Gegenstand leidenschaftlich geführter Diskussionen um die aufsehenerregendsten Erscheinungen der westlichen Spiritualität.

Winzige eigenbewegliche Materialisation, die sich langsam um den Kopf des Mediums herum bewegt. Medium Marthe Béraud in Geleys Testsitzungen in Paris am Ende ihrer medialen Karriere…

Der Survivalismus

In England konzentrierte sich die Bewegung immer mehr auf sogenannte „Überlebens-Beweise“. Und in der Folge verlangte man von Medien, jegliche mediale Leistung möge sich um diese Frage drehen. Die vermeintlichen „Überlebens-Beweise“ sah man eindeutiger in den mentalen Leistungen der Medien und die physikalischen Erscheinungen wurden an den Rand der Bewegung gedrängt. Zwar „materialisierten“ sich Verstorbene immer wieder, so wie es die „Survivalisten“ forderten, die mittlerweile die Kontrolle im europäischen Spiritualismus übernommen hatten. Im Vergleich jedoch geschah das zu selten, um sich gegen die mental durchgegebenen „Jenseitsbotschaften“ durchzusetzen. Diese wurden bald Gegenstand ein jeder Bühnen-Demonstration. Währenddessen die experimentellen Geistermaterialisationen als „Königsklasse“ des westlichen Spiritualismus viel seltener passierten und nur mit den besten Medien beobachtbar waren.

Ursache für den Wunsch nach der „Nachricht von drüben“ war vor allen Dingen der Massenverlust an menschlichem Leben im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dieser ließ die survivalistische (Survival=Überleben) Fraktion innerhalb der Bewegung derart erstarken. Annähernd jeder und jede Familie wurde auf die eine oder andere Weise mit dem Thema Tod konfrontiert. Der Wunsch in einer medialen Sitzung den Beweis von einem Fortleben nicht nur der Seele, sondern der eigenen Persönlichkeit geliefert zu bekommen war zu verlockend für das Ego innerhalb der mittlerweile angewachsenen Massenbewegung. Von nun an zählten medial nur noch Nachrichten von Verstorbenen. Diese berichteten, Ihren Tod überlebt zu haben und wie es ihnen ergehe in einem noch schöneren „Jenseits“.

Eine ähnliche informelle Abschottung fand statt in der Nah- oder Nachtod-Zustand Bewegung. Diese blendet bewusst oder unbewusst anders lautende Informationen ebenfalls aus. Aber nur im Spiritualismus entwertete man zusätzlich andere mediale Techniken und Ergebnisse. In der Arbeit mit trauernden Eltern erwies sich der Survivalismus und die Nachrichten der verstorbenen Kinder als emotional sehr hilfreich.  Fortan aber unterdrückten viele Medien, zu deren Repertoire die objektiven geisterhaften Manifestationen ursprünglich zählten, diese und konzentrierten sich – zumindest in der Öffentlichkeit – ausschließlich nur noch auf Durchgaben von „Überlebens-Beweisen“.

Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen wurde in exklusiven Zirkeln mit den physikalischen Erscheinungen des Mediumismus allerdings weiter experimentiert. Es traten Geister-Erscheinungen aller Klassen auf. Geister operierten dabei als Potentiale eines übernatürlichen zeremoniellen Geschehens. Dazu zählten neben den auf Ektoplasma beruhenden Teil- und Vollmaterialisationen Objekt-Materialisationen und Apporte (Objekt-Durchdringung in und aus Räumen heraus und Entstehung von Materie aus dem scheinbaren Nichts, möglicherweise ebenso auf der Ektoplasma genannten Substanz beruhend), Lichterscheinungen, paranormale Geräusche und Stimmen, Veränderungen in der Physiologie der Medien (Elongation oder Veränderung der Körpergröße), Levitation (Erhebung) von Objekten und „Heilungen durch die Geister“.

Gerade die „Geistige Heilung“ stand im nord-amerikanischen Spiritualismus eben auch mit Geistern ganz anderer Natur in Zusammenhang. Denen waren frühe um Heilung nachsuchende Siedler und kirchliche Missionare bereits in indianischen Zeremonien begegnet. Darin manifestierten sich tastbare, sicht- und hörbare Hilfsgeister, Naturgeister, Tiergeister und die Geister berühmter Medizinmänner und „Elders“, die Stammes-Ältesten. Die indianischen Heil-Zeremonien hatten einen großen Einfluss auf die frühe Bewegung in Nord-Amerika. Die meisten damals arbeitenden frühen Medien hatten sogenannte indianische „Spirit-Guides“ (Geistige Führer und Helfer für die Manifestationen), die bei den medialen Leistungen der jungen Bewegung helfen sollten.

Experimental-Psychophysik

Auch in Deutschland entstand eine ganz andere Form der experimentellen „Parapsychophysik“. Sie hatte großen Einfluss auf die Herangehensweise angrenzender Länder, wie Österreich, Frankreich, Polen, Dänemark und Schweden. Allerdings nur solange Deutschland nicht allen Einfluss verspielt hatte und die Nazis sich allen involvierten Persönlichkeiten entledigt und den Genozid an der europäischen Bevölkerung betrieben hatten. Nach 1945 begann der traditionelle englische Spiritualismus die Regentschaft in Europa zu übernehmen. Mittlerweile hatte er sich als anerkannte Alternativ-Religion etabliert. Bis heute wurden dort Tausende Spiritualistische Kirchen gegründet.

In der Zeit von 1903 bis 1933 allerdings war auf dem Festland „die experimentelle Medialität“, der pragmatische Deutsche Ansatz, sehr weit verbreitet. Hier waren Medien mitnichten in irgendeiner Art und Weise dazu gedrängt Überlebens-Beweise zu liefern. Sie arbeiteten experimentell offen mit ihren „Spirit Guides“ für jedwedes denkbare Ergebnis. Natürlich gab es auch solche Medien und Zirkel, die mehr spiritualistisch/survivalistisch orientiert waren. Je nach dem Verständnis der jeweiligen Experimentatoren waren die Ergebnisse in der Regel auch ideell geprägt.

Auf dem europäischen Festland standen Medien, die oben erwähnte Manifestationen hervor rufen konnten, damals im Gegensatz zum Vereinigten Königreich, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses! Die Manifestationen fasste man unter dem sperrigen Oberbegriff Physikalischer Mediumismus oder Physikalische Medialität zusammen, was bis heute so beibehalten worden ist. Baron Albert Freiherr von Schrenck-Notzing begann seine in der Parapsychologie Epoche machende Arbeit mit Marthe Béraud (Pseudonyme Eva C., Eva Carriere) und Stanislava P.. Streng wissenschaftlich abgesicherte Phänomene mit Ektoplasma erforschte er mit beiden für sein reich bebildertes Hauptwerk „Materialisations-Phänomene“. Bis heute gilt dieses als ein Standardwerk der Parapsychologie.

Zusätzlich fanden in ganz Europa intensive Forschungen auf dem physikalischen Gebiet der Manifestationen der Medialität statt. Für Indridi Indridason in Reykjavik wurde ein eigenes Experimental-Haus errichtet. Schwab experimentierte mit der Berlinerin Maria Vollhardt und ihren Ektoplasma Produktionen. In Österreich begannen frühe Forschungen mit Willi Schneider, der ebenfalls bereits als Jugendlicher rudimentäre Formationen aus Ektoplasma zur Schau stellte. Maria Silbert wurde in Graz von verschiedenen Kommissionen begutachtet, die ihre durch den angrenzenden Raum wandelnden Materialisationen beobachten konnten. Ingenieur Grunewald und die Professoren Winter und Jäger arbeiteten mit dem Kopenhagener Vollmaterialisations-Medium Einer Nielsen und seinen Massen aus Ektoplasma. Während seiner Karriere soll dieser 20.000 Ektoplasma Phantome in seinen Sitzungen medial erschaffen haben. Die berühmte Italienerin Eusapia Paladino besuchte nach ihren Sitzungen mit Prof. Bottacci in Turin München für Sitzungen mit Schrenck und Kollegen.

Prof. Winter und Prof. Jäger bei Séancen mit dem Dänischen Materialisationsmedium Einer Nielsen. Das sogenannte „Schleier-Phänomen“ zeigt sich hier…

Thomas Mann und Marie Curie besuchten neben vielen anderen Gelehrten Sitzungen mit Willi Schneider an der Technischen Universität zu München. Später mit seinem Bruder Rudi Schneider, der als Erwachsener die brüderliche Karriere fortsetzte. Crawford enthüllte seine Untersuchungen des Ektoplasmas des Goligher-Zirkels und vollendete und veröffentlichte mit seinen „Psychic Structures“ seine drei-bändigen Studien. Dr. Geley experimentierte mit Jan Guzik und dem berühmten polnischen Medium Franek Kluski in Warschau. Dessen Ektoplasma wurde ebenfalls umfangreich abgelichtet. Genauso wie Schwab mit Stanislava  wiederholte er Schrencks Ergebnisse mit Eva C.. Der englische Forscher Harry Price löste einen Skandal um Rudi Schneider aus, den er fälschlicherweise des Betruges bezichtigte. Scheinbar wollte er ihn nicht an Dr. Osty aus Paris „weiterreichen“ müssen. Osty schlussendlich gelang im „Institute de Metapsychique de Paris“ mit Rudi Schneider aber der wissenschaftliche Nachweis über die Tatsächlichkeit gewisser medialer Fern-Kräfte.

Bei all den hier genannten Namen und dazugehörigen medialen Persönlichkeiten muss jedem Leser bewusst sein, dass wir nur deshalb heute von ihnen wissen, weil sie in Publikationen erwähnt wurden. Neben ihnen existierten hunderte, wenn nicht Tausende, in ihren Gemeinden und Zirkeln arbeitende Männer und Frauen, die unerwähnt blieben. Deren Leistungen sind uns heute völlig unbekannt. Stellen wir uns einmal vor die bekannt Gewordenen seien auch nur annähernd repräsentativ gewesen, welch gigantischer Fundus an medialen Leistungen ist dann unentdeckt geblieben!

Einzelbild aus Schrencks verlorenem Film, der das langsame Ausfliessen des Ektoplasmas aus dem Mund des Mediums Stanislava P. zeigt

Ektoplasma im Labor

Dr. C. Bernoulli und Schrenck gelang es Ektoplasma in Chemischen Laboratorien untersuchen zu lassen. Und das war keineswegs selbstverständlich. Das wohl zur Physiologie des Mediums und/oder der Sitzer gehörende Ektoplasma war und ist ein extrem flüchtiges Agens. Es darf nur selten sehr vorsichtig berührt werden. Es ist weder feinstofflich, noch vollends stofflich. Die Substanz in ihrer Beständigkeit zu bannen, ohne dass sie sich kurz darauf wieder auflöst ist nur sehr selten gelungen.  Dabei wurde klar, dass sich unter dem Mikroskop das Geheimnis des Ektoplasmas nicht enthüllte. Die menschlichen Anteile innerhalb der Masse und des Geschehens bildeten sich klar ab: Es zeigten sich Einzeller, kernlose Zellen, Stäbchen- und Epithel-Zellen,  Fett- und Schleimhautzellen. Wie diese allerdings in die beobachteten Charakteristiken des Ektoplasmas verstrickt waren, ließ sich nicht davon ableiten.

Immerhin schien dieses in unterschiedlichen Aggregatzuständen aufzutreten, von gasig zu stofflich, dazwischen alle denkbaren Farben und Texturen in der Lage seiend abzubilden – bis hin zu filigranen Darstellungen innerhalb der Substanz. Das erinnert mal an fotografisches, mal an künstlerisches Material. Auch individuelle Körperlichkeiten stellt es immer wieder dar, Hände, Köpfe, Gesichter und Torsos. Ektoplasma konnte in der Dunkelheit spontan entstehen und als weiches Gewebe wahrgenommen werden. Oder auch im Rotlicht sich plötzlich spontan bilden. Oder aus Körperöffnungen des Mediums ausfließen. Immer wieder scheinen Medium und/oder die Sitzer energetisch in das Geschehen eingebunden zu sein.

Wie auch immer die Art und Weise des Entstehens war, im Ektoplasma bildeten sich informelle Strukturen ab, die die Anwesenden zumindest nicht bewusst dort hinein projizierten. Beispielsweise wenn sich bestimmte Verstorbene zeigten. Zeigten diese sich aufgrund der Erinnerung der Anwesenden oder weil ein Spirit sich hinein projizierte? Diese Fragen sind bis heute nicht abschließend beantwortet.

Ektoplasma unter dem Vergrößerungsglas, Auszug aus Schrencks chemischer Untersuchung

 

Auszug aus Bernoullis Untersuchung von Ektoplasma

Ektoplasma in den USA und Kanada

In den USA und Kanada waren hunderte, wenn nicht tausende Materialisations-Medien zugange. Viele lebten und demonstrierten in den seit 160 Jahren bestehenden „Spiritualist Camps“ ihre Séancen. Andere in den großen Städten, wie Chicago beispielsweise. Ethel Post-Parrish vom Camp Chesterfield war berühmt für ihre Materialisationen. Ab den 1950er Jahren Keith M.R., dessen audiovisuelles Erbe eifersüchtig von der heutigen „Aquarian Foundation“ zurückgehalten wird und unveröffentlicht bleibt. Der am umfangreichsten untersuchte Fall ist der des Mediums Margery Crandon. Sie hielt die American Society for Psychical Research ein Jahrzehnt lang in Atem. In Kanada waren es die Ergebnisse Hamiltons mit dem Medium Mary Marshall. Seine fotografische Hinterlassenschaft zu diesem Fall ist heute für jeden einzusehen als digitalisierte „Open Source“ auf der Website der Universität Winnipeg.

Mary Marshalls Ektoplasma mit mysteriösen Eigenschaften…

Ektoplasma heute

In den 1990er Jahren erfuhr der Physikalische Mediumismus ein weltweites Revival und trat heraus aus dem langen Schatten der Jenseitsbotschafts-Medien. In Deutschland folgten nach dem Jahrtausendwechsel dem deutschen Felix Zirkel um das Medium Kai Mügge eine Vielzahl deutschsprachiger Experimental-Zirkel in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch im skandinavischen Ausland in das „Neue Zeitalter der Physikalischen Medialität“. Der Felix Zirkel und die Mediumschaft von Kai Mügge bildete dabei die Speerspitze einer eklektischen Spiritualität, die sich von der traditionellen englischen Überlebens-Beweis Arbeitsweise vollkommen frei gemacht hatte und kosmische Botschaften von Entitäten unterschiedlicher Natur durchbrachte. Dabei ging es eher um das Überleben der Menschheit als des Individuums. Ektoplasma und Materialisationen treten auch in diesen zeitgenössischen Zirkeln in großer Regelmäßigkeit auf.

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