Beitragsbild: Wir befinden uns inmitten der ersten großen skandal-trächtigen Kontroverse um die Materialisations-Phänomene in den Experimenten des Physikers Crookes und des Mediums Cook, ca. 1874 in England! Die oben abgebildete Gegenüberstellung zweier foto-metrisch unter den selben Bedingungen erstellten Vergleichs-Fotografien sollte beitragen festzustellen, ob die Unterschiede im Erscheinungsbild der beiden abgelichteten Frauen genug Beweiskraft innehatten, zu belegen, dass ‚Katie‘ und Florence nicht ein und die selbe Person war! Es waren eigene Beobachtungen während dieser Materialisations-Séancen im heimischen Labor, die den mit-abgebildeten Physiker Sir William Crookes überzeugten, dass Katie und Florence nicht eins waren, und dass ‚Katie King‘ eine genuine mediale Schöpfung war.
Die Gegenüberstellung zeigt den bekannten Physiker William Crookes – einmal mit dem materialisierten Phantom ‚Katie King‘ – und einmal mit ihrem gefeierten Medium Florence Cook eingehakt am Arm. Vor allem aufgrund der bis heute anhaltenden Kontroverse und der bis zuletzt unverrückbaren Haltung des Professors bezüglich der Echtheit der Erscheinung, ist der Fall einzigartig.
Im Mittelpunkt steht die bekannteste Voll-Materialisations-Erscheinung der gesamten Ära bis heute: die Spirit-Persona ‚Katie King‘, und ihr ebenso berühmtes 16 jähriges Medium Florence Cook, über die ganz England diskutierte …! Handelt es sich also hier um die höchste Klasse der Materialisationsphänomene oder hat ein durchtriebener und cleverer Teenager gleich mehrere Angehörige der Royal Academy of Science hinters Licht geführt? Wie im Detail hätte das ausgesehen in Crookes eigenem Labor und in regelmäßiger Anwesenheit seiner Kollegen!? Hätte das Medium Florence über Monate ein Hoch-Kaliber Untersucher-Team bewusst oder unbewusst erfolgreich und unbemerkt an der Nase herumführen können!?
Bis heute erscheinen Bücher zu diesem Fall. Das anfängliche Vergleichsfoto wurde jedoch in den Publikationen vergleichsweise selten abgedruckt, was wir zum Anlass nehmen, das Foto, den Fall, weiteres zugängliches Fotomaterial der Erscheinung, sowie die Rollen der einzelnen Akteure noch einmal zu betrachten!
Ein hoch angesehener Wissenschaftler, der Nobelpreisträger Professor William Crookes, Entdecker des Thalliums, Vorreiter des modernen Fernsehzeitalters, stellte Behauptungen auf, die andere für undenkbar hielten. Crookes war von der Realität bestimmter Spirit-Erscheinungen überzeugt, seit seinen Untersuchungen an Daniel Dunglas Home. Diese sind bis heute bis ins Detail bekannt und haben durch ihre Logik und Transparenz zur Reputation des Physikers noch beigetragen.
Bild: Zwei der experimentellen Umgebungen, in denen Crookes den amerikanischen Schotten D. D. Home untersuchte. Der galt damals und bis heute als Ausnahme-Medium und wurde zum ’stärksten (physikalischen) Medium‘ aller Zeiten stilisiert …
Im Falle des Mediums Florence Cook war der Professor allerdings auf einen wissenschaftlich besonders kontroversen Teilbereich von Erscheinungen aufmerksam geworden: Materialisations-Phänomene! Sein Interesse führte ihn zu ersten formalen Experimenten mit dem in gewissen Kreisen zum Tagesgespräch gewordenen jugendlichen Medium. In dieser frühen Zeit kam es 1874 zu einer fotografischen Aufnahme, die bis heute gemeinhin als ‚die erste Fotografie eines Materialisierten Spirits‘ kolportiert wird. Tatsächlich von dem gleichen Nobelpreisträger William Crookes erstellt war sie eine der entscheidenden Auslöser, die die gesellschaftlichen Kräfte gegen ihn und gegen seine Haltung dem Spiritismus gegenüber formierten.
Bild: Ebenfalls mit dem selben jugendlichen Medium erzielte Crookes zu Beginn der Zusammenarbeit eine Fotografie, die als die ‚erste Fotografie eines Materialisierten Spirits‘ in die Annalen der Medialität einging …
Zur kollegialen Kritik aus dem Wissenschaftlichen Establishment galt im puritanischen England es als grundsätzlich unangemessen, dass ein 42 jähriger Professor mit einer 16 jährigen Schülerin umging. Die öffentliche Kritik und Diskussion hatte deshalb von Beginn an auch eine moralische Färbung.
Die materialisierte Katie King betreffend reichten die Betrugsvorwürfe von Begünstigung bis zur Mittäterschaft. Die Versuche fanden zum größten Teil in William Crookes eigenem Labor statt, und immer waren mindestens eine Handvoll Kollegen – und die Ehefrau von Crookes – anwesend. Obwohl das ganze Land grundsätzlich fasziniert und interessiert war, und die Materialisationen ganzer Geistgestalten – auch von Wissenschaftlern – als Königsklasse medialer Aktivität gewertet wurden, gibt es gegenteilig bis heute auch eine dogmatisch gesteuerte unbewegliche Mitte, deren Kritik grundsätzlich am Leben gehalten wird.
Im Labor hatte man einen Vorhang gespannt, das einen hinteren Teil von dem Sitz-Bereich für die Gäste und Beobachter abtrennte. Crookes Kollegen, alles gestandene Wissenschaftler, waren zu Beginn der Sitzungen aufgefordert, das gesamte Labor zu durchsuchen, um eventuelle Unregelmäßigkeiten zu bemerken. Florence entkleidete sich vor den Augen von Crookes Ehefrau und – wieder angekleidet – wurde sie in den abgetrennten Teil des Labors geführt, wo sie mit Kissen am Boden, später auf einer Couch, die Versuche in der Trance liegend verbrachte.
Immer wieder betrat eine kleine ausgewählte Gruppe von Gästen das Kabinett und beleuchteten die schlafende Florence und zogen sich wieder auf ihren Platz zurück! Dann begannen die Vorhangteile zu wehen und im weißen Lichte einer (!) Öl-Lampe trat die in weiß gehüllte Erscheinung der ‚Katie King‘ vor die Anwesenden!
Neben den Unterschieden in der Statur, fokussieren wir jetzt auf die Gesichter, die Ähnlichkeiten genauso, wie Unterschiede aufzeigen.
Um der Kritik der verschiedenen Parteien entgegenzutreten, ergriffen die Experimentatoren Maßnahmen, um die Sitzungen gegen solche Anschuldigungen abzusichern. Das Vergleichsfoto, in dem Florence in exakt der Körperhaltung sich fotografieren ließ, in der Katie fotografiert worden war, sollte in erster Linie als Beweismittel für die Öffentlichkeit dienen, der jegliche Erfahrungswerte aus den Séancen an sich unzugänglich gewesen waren. Die Autorin Florence Marryat war eine derjenigen Teilnehmern, die mehrfach im Kabinett beide Gestalten gleichzeitig zu Gesicht bekamen: ‚Florence Cook ist, wie bereits erwähnt, eine sehr kleine, zierliche Brünette mit dunklen Augen, dunklem, lockigem Haar und einer zierlichen Aquilinnase. Manchmal ähnelte „Katie“ ihr genau, manchmal war sie ihr vollkommen unähnlich. Manchmal hatte sie auch die gleiche Größe wie ihr Medium, manchmal war sie viel größer. Ich habe ein großes Foto von ‚Katie‘, das im Blitzlicht aufgenommen wurde. Darauf erscheint sie als Doppelgängerin von Florrie Cook, doch Florrie schaute zu, als das Bild aufgenommen wurde (?). Ich habe die Tests gesehen, die zu diesem Thema erwähnt werden. Ich habe gesehen, wie Florries dunkle Locken außerhalb des Vorhangs vor den Augen des Publikums auf den Boden genagelt wurden, während „Katie“ herumlief und mit uns sprach. Ich habe gesehen, wie Florrie auf die von Herrn Crookes zu diesem Zweck konstruierten Waage hinter dem Vorhang gelegt wurde, während die Anzeige in Sichtweite blieb.
Unter diesen Umständen habe ich gesehen, dass das Medium im Normalzustand acht Steine wog, und dass, sobald die materialisierte Form voll entwickelt war, die Waage um vier Steine anstieg. Außerdem habe ich Florrie und „Katie“ bei mehreren Gelegenheiten zusammen gesehen, so dass ich keinen Zweifel daran habe, dass es sich um zwei verschiedene Wesen handelt. Dennoch kann ich gut verstehen, wie schwierig es für Fremde gewesen sein muss, zwischen dem Medium und dem Geist zu unterscheiden, ohne zu mutmaßen, dass sie ein und dieselbe Person waren.‘
Für jene, die nicht aus eigener oder überzeugender Erfahrung um die Realität der Materialisationserscheinungen wissen, bleibt der Komplex womöglich letztlich suspekt. Die wenigen privilegierten ‚anderen‘ wissen genau wovon Marryat spricht, wenn sie die vielen unterschiedlichen Grade an Ähnlichkeit beschreibt, die alle immer wieder auftraten und ‚Katie‘ einmal Florence, ihrem Medium, sehr ähnlich sehen ließ und an anderen Gelegenheiten überhaupt nicht. Das Phänomen ist in der historischen Literatur weitläufig beschrieben und die immer wieder auftretenden Ähnlichkeiten mit dem Medium ergaben immer wieder Zündstoff für Angriffe. Für die sich entwickelnde Parapsychologie und ihre Erkenntnisse waren die fluktuierenden Erscheinungsformen der sehr menschlich-biologisch auftretenden Art von Materialisationen – es gibt auch andere – immer wieder Anlass eigene Konzepte zu erweitern.
William Crookes kehrte nach dem langsamen Abklingen der Kontroverse um – und der Vorwürfe gegen – ihn nie wieder zurück in die Erforschung der makro-physikalischen Phänomene des Mediumisus. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, 30 Jahre nach den Vorkommnissen, kurz vor seinem Tode, auf einer Jubiläums-Veranstaltung, nach Fragen aus dem Publikum zum Fall ‚Katie King‘, noch einmal öffentlich eine Aussage zu tätigen, die er mit ähnlichen Worten bereits in der Vergangenheit immer wiederholt hatte, und dass er ’nichts zurückzunehmen habe‘: ‚Meine wissenschaftliche Verpflichtung der Wahrheit gegenüber, lassen mich heute, 30 Jahre danach, ihnen sagen, dass nach meinen Beobachtungen die Erscheinungen der Katie King echt waren!‘